LIFE Selbstoptimierung ist der Trend unserer Zeit. Leistung ist nur gut genug, wenn sie den Zusatz «Exzellent» bekommt. Alles andere ist gar nicht der Rede wert. Wie man mit diesem Druck umgeht und wann die Grenze erreicht ist, ist von Person zu Person unterschiedlich. Warum leistungssteigernde Substanzen aber keine Option sind.

Ein Hochschulstudium kann einem an seine Grenzen bringen. Vorlesungen, Vor- und Nacharbeiten, Freunde, Beziehung, Sport und Arbeit. Plötzlich hat der Tag einfach zu wenig Stunden. Aber man will unbedingt alles schaffen.

Was wenn es ein Mittel gäbe, welches einem erlaubt, die Inhalte des Studiums schneller und besser zu verstehen? Oder einfach nur bewirkt, dass der Tag eine Stunde mehr hat. Die einen greifen dann zu Kaffee und Energy-Drinks, weil sie so länger wach bleiben. Andere gehen noch einen Schritt weiter: Sie greifen zu verschreibungspflichtigen Medikamenten wie Ritalin oder Substanzen wie LSD in Mikrodosen. Beide Mittel versprechen eine höhere Konzentrations- und Aufnahmefähigkeit und das mit geringen bis gar keinen Nebenwirkungen.

Alles also kein Problem? «Nein», wie Jonas Bamert, Leiter der psychologische Beratungsstelle Campus Luzern, erklärt: «Die Gefahr liegt nicht nur bei einer körperlichen Abhängigkeit, sondern bei einer psychischen Abhängigkeit». Die Gefahr bestehe darin, dass man dann glaubt, dass es ohne Hilfsmittel gar nicht mehr gehe, so Bamert. Dies führt zu einem Teufelskreis.

Jeder Siebte hat es schon getan

Eine gemeinsame Studie der Universitäten Zürich und Basel aus dem Jahr 2013 hat ergeben, dass jeder siebte Student in der Schweiz schon auf leistungssteigerde Drogen zurückgegriffen hat. In der repräsentativen Studie befragten die Forschenden knapp 6’725 Studierende. 94 Prozent der Teilnehmenden hatten schon von solchen Neuro-Enhancements gehört. Um die Gehirnleistung im Studium zu steigern, griffen 5,6 Prozent auf Alkohol zurück, gefolgt von 4,1 Prozent, die Methylphenidat wie Ritalin konsumierten. Kleinere Prozentsätze nutzten Schlaf- und Beruhigungsmittel, Betablocker oder Drogen wie Cannabis, Amphetaminen oder Kokain. Eine Mehrheit nutzte diese Substanzen während der Prüfungszeit. Die Mehrzahl der Befragten nahm aber sogenannte «Soft-Enhancer», also koffeinhaltige Produkte, rezeptfreie Vitaminpräparate oder pflanzliche Beruhigungsmittel zu sich. Meistens wurden diese vor der letzten grossen Prüfung gebraucht, aber doch ein Drittel gab an, diese täglich zu nehmen.

Knappe Mehrheit zufrieden

Von den Konsumenten gab aber nur eine knappe Mehrheit an, dass sie den gewünschten Effekt erreicht hätten. Und deshalb gab auch nur knapp die Hälfte an, dass sie wieder darauf zurückgreifen würden. Ähnlich ernüchternd endet der Selbstversuch einer Studentin, die ihren Selbstversuch mit Ritalin in einem Artikel in der Zeitschrift «annabelle» beschrieb. Und die Journalistin Anja Knabenhans ging in ihrem NZZ-Podcast «12 Geheimnisse»dem Trend des LSD-Microdosing auf den Grund.

Autor: Dominic Karrer

Dieser Beitrag erschien zum ersten Mal im November 2019.

Infobox:

Die psychologische Beratungsstelle Campus Luzern steht allen Studierenden der HSLU offen. Diese hilft bei akuten Belastungen und Problemen, die rund um das Studium auftreten können. Aber auch bei privaten Schwierigkeiten, die sich aufs Studium auswirken, darf man sich beraten lassen. Das Angebot ist für fünf Konsultationen kostenlos und untersteht der Schweigepflicht.